Über das Projekt DETMON

 

Ein wachsendes Risiko für unsere Wälder

Unsere Wälder stehen vor einer neuen Herausforderung: Die Zunahme invasiver, gebietsfremder Insektenarten. Diese Tiere stammen ursprünglich nicht aus unseren Breiten, wurden jedoch durch den internationalen Handel, Reiseverkehr und Klimawandel unbeabsichtigt eingeschleppt. Während viele dieser Arten harmlos bleiben, können sich einzelne Arten als hochproblematisch für heimische Ökosysteme erweisen.

Invasive Insekten haben in Mitteleuropa kaum natürliche Feinde, wodurch sie sich rasch vermehren und massive Schäden an Bäumen und Waldbeständen anrichten können. Besonders gefährdet sind Ahorn, Esche, Kastanie, Ulme, Pappel und weitere Laubbaumarten – teilweise droht der Verlust ganzer Bestände.

Um dem frühzeitig zu begegnen, wurde das Forschungsprojekt DETMON – Detektion und Monitoring invasiver gebietsfremder Insektenarten in Wäldern ins Leben gerufen, welches durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (https://fnr.de) gefördert wurde (01.07.2020 bis 31.03.2025, FNR FKZ 2220 NR 080A). Details zu allen Teilprojekten finden sich unter https://projekte.fnr.de/projektverzeichnis. Nachfolgend wird ausschließlich auf das Teilprojekt 1 (Interaktive Webplattform und Aufbau eines Stichprobenmonitorings) eingegangen. 

Ziel des Teilprojekts 1

Ziel des Teilprojekt 1 im Projekt DETMON war es, ein praxistaugliches, wissenschaftlich fundiertes Früherkennungssystem für forstlich bedeutsame, nicht heimische sowie invasive Insektenarten zu entwickeln. Dafür sollten drei zentrale Fragestellungen beantwortet werden:

  1. Wie können (gefährliche) gebietsfremde Insekten frühzeitig erkannt werden?
  2. Wie lassen sich Ergebnisse aus Insektenmonitoringprogrammen und -erhebungen strukturiert erfassen und zentral auswerten?
  3. Wie können Fachbehörden, Waldbesitzende und die Öffentlichkeit sinnvoll eingebunden werden?

Im Zentrum stand die Entwicklung eines bundesweiten Erhebungsverfahrens, das von forstlichen Stellen, Pflanzenschutzdiensten und – perspektivisch – auch von interessierten Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden soll.

Die Projektpartner

DETMON wurde als Verbundprojekt unter Einbeziehung des Julius Kühn-Instituts (JKI) realisiert. Weitere zentrale Partner waren die Pflanzenschutzdienste der Länder sowie wissenschaftliche Einrichtungen und Fachbehörden. Die Gespräche boten fachliche Unterstützung und eine wichtige Rückkopplung zu zentralen Fragen des Projekts.

Das Projekt wurde im Rahmen der Förderrichtlinie Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums unterstützt.

Projektergebnisse im Überblick

Im Verlauf des Projekts wurden mehrere innovative Bausteine entwickelt:

1. Erhebungskonzept für forstlich bedeutsame, nicht heimische und invasive Insekten

Die OGF GmbH konzipierte ein bundesweites Erhebungsverfahren und entwickelte eine praxisorientierte Vorgehensweise, mit der forstlich relevante Insektenarten wie der Asiatische Laubholzbockkäfer, der Japankäfer oder der Eschenprachtkäfer systematisch überwacht werden können. Dabei kamen u. a. Lockstofffallen und DNA-basierte Nachweismethoden (Metabarcoding) zum Einsatz.

2. Informationsplattform für Bürgerinnen und Bürger

Unter www.invasiv-waldinsekt.de entstand eine frei zugängliche Informationswebseite mit artenbezogenen Steckbriefen, Verbreitungshinweisen und Handlungsempfehlungen. Sie richtet sich an Waldbesitzende, Gartenfreunde, Behörden und interessierte Bürger – und vermittelt Hintergrundwissen ebenso wie konkrete Hilfe im Verdachtsfall.

3. Digitale Erhebungsplattform (Beta-Version)

Parallel wurde unter intern.invasiv-waldinsekt.de eine interaktive Plattform zur Datenerhebung und Visualisierung inkl. zugehöriger App für iOS und Android (noch nicht im Playstore & App Store erhältlich) entwickelt. Nutzer können darüber Fundmeldungen erfassen, Bildmaterial hochladen und Fundorte kartografisch darstellen lassen. Das System erlaubt die qualitätsgesicherte Bewertung durch Expertinnen und Experten, ist mehrbenutzerfähig und modular ausbaufähig. Derzeit befindet sich die Plattform im Demomodus – sämtliche Daten dienen zu Test- und Präsentationszwecken. Eine produktive Weiterentwicklung in Zusammenarbeit mit Behörden ist vorgesehen.

Warum DETMON wichtig ist

Mit DETMON wurde ein wichtiger Grundstein für ein frühzeitiges und koordiniertes Vorgehen gegen invasive Insekten im Wald gelegt. Denn je früher ein Befall erkannt wird, desto höher die Erfolgschancen für eine gezielte Eindämmung – bevor sich ein Schädling flächendeckend etabliert.

Das Projekt zeigt auch, dass die Beteiligung der Öffentlichkeit eine wertvolle Rolle spielt: Bürgerinnen und Bürger sind oft die ersten, die auffällige Tiere oder Schäden entdecken. Deshalb setzt DETMON auf Aufklärung, Beteiligung und digitale Unterstützung, um das Wissen und die Aufmerksamkeit für diese neue Art von Waldbedrohung zu stärken.

Wie es weitergeht

Die im Projekt entwickelten Werkzeuge – insbesondere die Plattformen und das Erhebungskonzept – können hoffentlich in den kommenden Jahren weitergeführt, erweitert und in die behördliche Praxis integriert werden. Möglich sind unter anderem:

  • App-Anbindung zur mobilen Erfassung von Verdachtsfällen
  • KI-gestützte Bildauswertung zur Unterstützung bei der Arterkennung
  • Anbindung an amtliche Datenbanken (z. B. JKI, Pflanzenschutzdienste)
  • Schulungsangebote für Behörden und Ehrenamtliche

Ziel ist ein dauerhaft funktionsfähiges, bundesweites Meldesystem, das sowohl wissenschaftlichen als auch praktischen Anforderungen gerecht wird – zum Schutz unserer Wälder und der darin lebenden Artenvielfalt.