Pinienprozessionsspinner

Thaumetopoea pityocampa
Erstbeschreibung: Denis & Schiffermüller, 1775
Taxonomie wird geladen...
John Ghent, John Ghent, Bugwood.org
John Ghent, John Ghent, Bugwood.org
D.D. Cadahia, Subdireccion General de Sanidad Vegetal, Bugwood.org
D.D. Cadahia, Subdireccion General de Sanidad Vegetal, Bugwood.org
Andrea Battisti, Universita di Padova, Bugwood.org
Andrea Battisti, Universita di Padova, Bugwood.org
Nicht geregelte, nicht heimische Art
sind ursprünglich nicht in Deutschland beheimatet, unterliegen jedoch keinen Beschränkungen oder Regulierungsmaßnahmen.

Herkunft und Verbreitungsgebiet

Der Pinienprozessionsspinner war ursprünglich im mediterranen Raum verbreitet. Begünstigt durch den zu beobachtenden Temperaturanstieg hat sich das Verbreitungsgebiet des Falters in den letzten Jahrzehnten entlang der Längen- wie auch der Breitengrade ausgedehnt.

Verbreitungswege

Neuere Studien ergaben, dass die Flugdistanz von Weibchen im Durchschnitt etwa 5 km beträgt (max. 27 km). Neben der natürlichen Ausbreitung spielt jedoch auch der vom Menschen verursachte Transport eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Art über große Entfernungen. Eier und Larven sind bei Importen leicht zu erkennen und dass adulte Tiere an importiertem Pflanzgut vorkommen, ist höchst unwahrscheinlich. Jedoch besteht bei Pflanzenimporten aus Gebieten, in denen der Falter vorkommt, ein hohes Risiko, dass das Pflanzsubstrat Puppen enthält. Die Auswirkungen dieses Verbreitungsweges werden durch den Klimawandel verstärkt, da in zuvor ungünstigen Regionen zunehmend geeignete Umweltbedingungen entstehen.

Wirtspflanzen

Der Pinienprozessionsspinner entwickelt sich vor allem an der Gattung Kiefer (Pinus) und Zeder (Cedrus),  gelegentlich jedoch auch an Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Lärche (Larix decidua) und Tanne (Abies concolor).

Morphologie (Aussehen)

Die einzelnen Eier des Falters sind kugelförmig und weiß und werden in gewundenen Reihen abgelegt, die 25–40 mm breit und etwa 5 mm hoch sind und insgesamt 70–300 Eier enthalten können. Die Gelege sind mit graubraunen Schuppen bedeckt, die das Weibchen an der Spitze seines Hinterleibs produziert, und dadurch gut getarnt.

Die Larven entwickeln sich über fünf Stadien hinweg, die hauptsächlich durch Unterschiede in der Breite der Kopfkapsel erkennbar sind, die während der gesamten Stadien schwarz bleibt. Im ersten Stadium sind die Larven mattgrün, im zweiten bräunlich gefärbt. Erst nach der zweiten Häutung (3. Larvenstadium) nehmen die Larven ihr typisches Aussehen an. Dann erscheinen die paarweise angeordneten rötlichen Nesselhaarflecken auf jedem Körpersegment. Die bauchseitigen Borsten variieren von weiß bis dunkelgelb. Die ausgewachsene Larve (5. Stadium) ist etwa 40 mm lang.

Die Larven verpuppen sich in bräunlich weißen Kokons.

Männliche und weibliche Falter haben eine Flügelspannweite von 30–40 mm bzw. 35–50 mm. Die Antennen sind bei den Weibchen fadenförmig und bei den Männchen gekämmt. Beide Geschlechter haben einen behaarten Vorderleib. Bei den Weibchen ist der Hinterleib kräftig und die letzten Segmente sind mit einem Büschel großer Schuppen bedeckt, mit denen sie die Eier bedecken, während der Hinterleib der Männchen struppig und spitz ist. Die Vorderflügel sind matt aschgrau; die Adern, Ränder und drei Querbänder sind dunkler. Die Hinterflügel sind weiß, grau gesäumt und weisen im Analbereich einen charakteristischen dunklen Fleck auf.

Lebensweise und Entwicklung

T. pityocampa durchläuft i.d.R. eine Generation pro Jahr. Der Lebenszyklus kann sich jedoch in bestimmten Teilen seines Verbreitungsgebiets (z. B. den Bergen Korsikas) auch über zwei Jahre erstrecken. Im Gegensatz zu anderen artverwandten blattfressenden Insekten findet die Fraßaktivität hauptsächlich im Winter stattfindet.

Für die Eiablage werden bevorzugt höhere Bäume an Bestandsrändern ausgewählt, was mit höherer Sonneneinstrahlung, aber auch mit der Nähe zu offenen Waldgebieten, in denen die Eingrabung der Puppen stattfindet, verbunden sein kann. Die Weibchen legen etwa 150–350 Eier in gewundenen Reihen auf Nadeln oder Zweigen am Rand der Krone ab, die sie dann mit Schuppen bedecken. 30–45 Tage später schlüpfen die Junglarven.

Die Larvenentwicklung erfolgt in fünf Stadien. Unmittelbar nach dem Schlüpfen beginnen die Larven mit dem Bau von Gespinsten, die nach und nach größer und dicker werden, bis sie im vierten Larvenstadium ihr endgültiges Wintergespinst errichten, das sich an den Astspitzen im oberen Teil der Krone befindet. Diese Gespinste sind 12–25 cm lang, meist länglich und weiß bis hellgrau gefärbt. Ab dem 3. Larvenstadium entwickeln die Larven Brennhaare, die sie bei Störung aktiv freisetzen und bei Menschen und anderen Wirbeltieren schwere allergische Reaktionen hervorrufen. In späteren Stadien kann jedes Seidengespinst Ansammlungen von mehreren hundert Individuen enthalten.

Larven des 5. Larvenstadiums verlassen die Wirtsbäume in einer typischen Kopf-an-Schwanz-Prozession auf der Suche nach einem geeigneten Ort (z. B. offene Flächen, Waldränder), um unterirdische Gänge zu graben und sich im Boden zu verpuppen. Typischerweise finden diese Prozessionen zwischen Februar und Mai statt, obwohl sie an wärmeren Orten und in wärmeren Jahren auch im Dezember stattfinden können.

Die Verpuppung erfolgt in einer Tiefe von etwa 5–20 cm und die Puppen treten in die Diapause ein, die einen Monat vor dem Schlüpfen der erwachsenen Tiere unterbrochen wird. Allerdings kann es sein, dass ein bestimmter Anteil der Puppen im Jahr der Verpuppung keine erwachsenen Tiere hervorbringt und eine längere Diapause erlebt, die sich über mehrere Jahre erstrecken kann.

Einige Stunden nach dem Auftauchen der erwachsenen Tiere aus dem Boden von Juni bis Ende August findet die Paarung statt. Die Weibchen legen anschließend ihre Eier auf den nächstgelegenen Kiefern ab.

Biologische und wirtschaftliche Problematik

teilweise oder vollständig entlaubten Äste der Wirtsbäume in Kiefernbeständen, da sich die Larven im ersten Stadium von den Nadeln des aktuellen Jahres in der Nähe der Eiablagestellen ernähren und die späteren Stadien nach und nach auf ältere Nadeln umsteigen.

Der Pinienprozessionsspinner ist einer der bedeutsamsten Waldschädlinge in den gemäßigten Regionen des Mittelmeerbeckens. Die teilweise oder vollständig Entlaubung der Wirtsbäume beeinträchtigt sowohl Wachstum als auch Vitalität in erheblichem Maße. Dies führt zu einer höheren Anfälligkeit für andere sekundäre, rinden- und holzbohrende Insekten.

Neben den ästhetische Beeinträchtigungen birgt der Befall mit T. pityocampa in Erholungs- und Wohngebieten zusätzlich gesundheitliche Risiken, da die ab dem 3. Larvenstadium entstehenden Brennhaare bei Menschen und Tieren eine Vielzahl allergischer Reaktionen auslösen, wie z.B. Hautreizungen, Bindehautentzündungen, Atemwegsverstopfungen und Asthma. Da die Brennhaare lange Zeit in den Überresten der Winternester erhalten bleiben, treten diese Effekte nicht nur beim Vorhandensein der Raupen, sondern auch im darauffolgenden Sommer auf. Dieses Problem besteht auch bei der forstlichen Bewirtschaftung betroffener Waldbestände.

Verwechslungsgefahr (Unterscheidungsmerkmale)

Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa)
Kopf:  Fühler sind bei ♀ fadenförmig und bei ♂ kammförmig
Flügel: Spannweite ♂ 30-35mm ♀ 33-42mm; schwarze Querlinien, Hinterflügel ohne Mittelbinde
Raupe: ca. 50mm lang, blauschwarzer Rücken, grauweißer Bauch, Kopf mit roter Behaarung

siehe: https://www.cabidigitallibrary.org/doi/full/10.1079/cabicompendium.53501

Kiefern-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pinivora)
Kopf:  Fühler mit Doppelkammzähnen, bei Weibchen kürzer
Flügel:
bei ♂ rostrot beschuppt

siehe: https://www.schaedlingshero.de/schaedling/prozessionsspinner
https://de.wikipedia.org/wiki/Kiefern-Prozessionsspinner
https://www.insekten-sachsen.de/pages/TaxonomyBrowser.aspx?id=446515

Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)
Kopf: Antennen ♂ sind doppelt gekämmt. Die ♀ haben einfach gebaute Antennen.
Flügel: Spannweite ♂ 25-30mm ♀ 30-35mm, bräunlich-hellgraue Vorderflügel mit schwach ausgeprägten Querbinden
Raupe: bis zu 40mm lang, zunächst gelblich-braun gefärbt, später bläulich-schwarze Färbung

siehe: https://www.julius-kuehn.de/media/Veroeffentlichungen/Flyer/Eichenprozessionsspinner.pdf

https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/fb_eipro2017.pdf

Zedern-Prozessionsspinner (Traumatocampa bonjeani)
Kopf: längere und gelblichere Fühler als Thaumetopoea pinivora
Flügel: Weißgrauliche Vorderflügel, Länge 15-17mm, mit drei feinen dunkelbraunen Querbinden

siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Zedern-Prozessionsspinner

Verbreitungskarte
EPPO Verbreitungskarte für THAUPI
Quelle: EPPO Global Database (THAUPI)
EPPO Verbreitungskarte für THAUPI
Verbreitungskarte für THAUPI