Kleiner Eichenborkenkäfer

Taphrorychus villifrons
Erstbeschreibung: Dufour, 1843
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Paul Langlois, Museum Collections: Coleoptera, USDA APHIS PPQ, Bugwood.org
Paul Langlois, Museum Collections: Coleoptera, USDA APHIS PPQ, Bugwood.org
Paul Langlois, Museum Collections: Coleoptera, USDA APHIS PPQ, Bugwood.org
Paul Langlois, Museum Collections: Coleoptera, USDA APHIS PPQ, Bugwood.org
Nicht geregelte, nicht heimische Art
sind ursprünglich nicht in Deutschland beheimatet, unterliegen jedoch keinen Beschränkungen oder Regulierungsmaßnahmen.

Herkunft und Verbreitungsgebiet

Der Kleine Eichenborkenkäfer ist ursprünglich in Südeuropa beheimatet, wobei seine Verbreitungsschwerpunkte rund um das Mittelmeer liegen. Weitere Nachweise der Art gibt es aus Ländern wie der Slowakei, Ungarn, Österreich, Frankreich, Italien und Großbritannien sowie aus Regionen wie der Krim, dem Kaukasus, Nordafrika, Algerien und der Türkei. In Deutschland wurde der Käfer erstmals 1972 im Raum Freiburg im Breisgau entdeckt und wurde seitdem auch in anderen wärmeren Gebieten wie Baden-Württemberg (einschließlich Karlsruhe und Tübingen), der Pfalz, Bayern, Westfalen und Rheinland-Pfalz beobachtet.

Verbreitungswege

Die Klimaerwärmung scheint die Ausbreitung des Kleinen Eichenborkenkäfers zu fördern, sodass diese wärmeliebende Art in geeigneten Regionen höhere Populationen entwickeln kann. Die Vorkommen in Deutschland sind vermutlich keine eingeschleppten Bestände, sondern Reliktpopulationen, die an wärmebegünstigten Standorten überdauert haben und nun durch den Klimawandel in ihrer Vermehrung begünstigt werden.

Wirtspflanzen

Der Kleine Eichenborkenkäfer bevorzugt vor allem Eichenarten wie Quercus robur und Quercus cerris als Wirtspflanzen. Darüber hinaus befällt er auch eine Vielzahl anderer Baumarten, darunter Hainbuche (Carpinus spp.), Buche (Fagus spp.), Kastanie (Castanea sativa), Ulme (Ulmus spp.), sowie Arten der Gattungen Prunus, Acer campestre, Betula und Corylus. In Deutschland wurde er bisher nur an Stieleichen nachgewiesen.

Morphologie (Aussehen)

Die Käfer des Kleinen Eichenborkenkäfers erreichen eine Körperlänge von etwa 1,8 bis 2,4 mm und besitzen eine einheitlich schwarzbraune, glänzende Färbung. Die Flügeldecken (Elytren) sind dicht punktiert und haben eine raue Oberfläche. Ein besonderes Merkmal der Weibchen ist die auffällige Stirnbehaarung, die hell und konzentrisch angeordnet ist. Die Fühler und Beine sind gelb gefärbt, was ihnen eine charakteristische Farbgebung verleiht.

Lebensweise und Entwicklung

Der Kleine Eichenborkenkäfer ist eine wärmeliebende, holomediterrane Art, die sich bevorzugt in den Kronenästen seiner Wirtspflanzen entwickelt, gelegentlich jedoch auch in den Stamm eindringt. Dabei befällt er vor allem den Bast, während der Splint nur oberflächlich angekratzt wird. Bei starkem Befall zeigt das Fraßbild des Käfers eine ungeordnete Struktur, jedoch sind meist sternförmige Gänge erkennbar, insbesondere bei Eichen. Die Eingänge zu diesen Gängen sind unregelmäßig geformt und etwa 0,5–1 cm lang. Von diesen Eingängen gehen 3–5 Gänge, jeweils 3–5 cm lang, in verschiedene Richtungen ab – schräg, längs und quer. Entlang dieser Gänge befinden sich Paarungskerben.

Die Eiablage erfolgt am Ende der Gänge in einer Tiefe von 1–2 cm, wobei sich die Gänge im letzten Drittel in Querrichtung biegen. Aus den abgelegten Eiern entwickeln sich ca. 20–30 Larven, deren Gänge senkrecht zur Bruthöhle verlaufen und dicht gedrängt sowie parallel zueinander angeordnet sind. Das Brutverhalten variiert in seiner Form leicht je nach Habitat. Der Kleine Eichenborkenkäfer lebt polygam, und die Flugzeit fällt typischerweise in die Monate März und Juli, wobei er zwei Generationen pro Jahr hervorbringt.

Biologische und wirtschaftliche Problematik

Begünstigt durch die Klimaerwärmung kann diese Art in zunehmend höheren Populationen auftreten und häufiger nachgewiesen werden, insbesondere in wärmeren Regionen. Der Befall durch den Käfer erhöht den Stress für die betroffenen Eichen, vor allem in Kombination mit anderen Schädlingen. Die vom Käfer angelegten verzweigten Längsgänge und parallelen Larvengänge im Bast schwächen die Vitalität der Bäume und könnten deren Widerstandsfähigkeit verringern. Besonders in bereits geschwächten Beständen kann der zusätzliche Stress durch den Käfer zu Verlusten führen.

Verwechslungsgefahr (Unterscheidungsmerkmale)

Kleiner Eichenborkenkäfer (Taphrorychus villifrons)
Körperlänge: 1,8 bis 2,4 mm
Schwarzbraun, glänzend, Fühler und Beine gelb
Naht am Absturz: 5–6 Höcker, auf dem 3. und 5. Zwischenraum mit 3–5 feinen Höckern
Absturz: Schwach gewölbt, glänzend, fein und undeutlich punktiert, neben der Naht beim Männchen mit schwacher Furche, matt und mit 3 Reihen schwach sichtbarer Höcker
Louis-Michel Nageleisen, Département de la Santé des Fôrets, Bugwood.org
Louis-Michel Nageleisen, Département de la Santé des Fôrets, Bugwood.org
Kleiner Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor)
Körperlänge: 1,6 bis 2,3 mm
Dunkelbraun, glänzend, mit langen, weißlichen Haaren; Fühler und Beine gelb
Naht am Absturz: 8–11 Höckerchen, schwach sichtbar auf der Naht, sehr undeutlich auf den Zwischenräumen
Absturz: Beim Männchen glänzend und fein punktiert; Naht erhaben, 1. und 2. Punktreihe nur angedeutet; Zwischenräume unregelmäßig und fein punktiert
Bussler, H. (2006). Kleiner Eichenborkenkäfer in Bayern entdeckt - Immigrant oder nur verkannt. LWF aktuell 53 (2006): 37.
Kurzportrait zu T. villifrons nach Erstfunden in Bayern
Balachowsky, A. (1949). Colopteres Scolytes. Faune de France 50 (1949): 194-195.
Bestimmungsschlüssel von T. villifrons mit Kurzportrait (auf französisch)
Reitter, E. (1916). Fauna Germanica - Die Käfer des Deutschen Reiches. Band 5, K. G. Lutz, Stuttgart: 299.
Bestimmungsschlüssel von T. villifrons mit Kurzportrait
Grüne, S. (1979). Handbuch zur Bestimmung der europäischen Borkenkäfer. M. & H. Schaper, Hannover: S. 182.
Bestimmungsschlüssel mit Kurzportraits
Verbreitungskarte
EPPO Verbreitungskarte für TAPRVI
Quelle: EPPO Global Database (TAPRVI)
EPPO Verbreitungskarte für TAPRVI
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