Japankäfer
Herkunft und Verbreitungsgebiet
Der Japankäfer (Popillia japonica) kommt ursprünglich aus Japan und dem östlichen Russland. Das erste nicht endemische Land, in dem der Japankäfer erstmals nachgewiesen wurde, war 1916 in den USA. Seitdem hat er sich dort weit verbreitet und gelangte von dort aus auch nach Kanada.
In den 1970er konnte der Käfer auf den Azoren (Portugal) festgestellt werden. Das europäische Festland erreichte der Japankäfer im Jahr 2014 in Italien. Drei Jahre später, 2017 dann wurde die Käferart im Schweizer Tessin an der Grenze zu Italien erstmals entdeckt. In Deutschland gab es einen ersten Verdachtsfall bei Paderborn 2014 und einen weiteren 2018 in Bayern. In Baden-Württemberg wurden dagegen einzelne erwachsene Insekten gefangen. 2024 wurde eine Pufferzone von Basel aus nach Deutschland errichtet, nachdem dort ein lokaler Ausbruch festgestellt wurde.
Verbreitungswege
Auch der Japankäfer hat sich primär durch menschlichen Einfluss verbreiten können. Die Herkünfte der ersten Funde auf europäischem Festland in Italien (Naturschutzpark Ticino) konnten nie genau zurückverfolgt werden. In der Nähe des Parks sind jedoch zwei Flughäfen. Es wird vermutet, dass die Käfer über den Luftweg nach Italien gelangt sind
Wirtspflanzen
Als polyphages Insekt, hat der Japankäfer ein sehr breites Spektrum an Wirtspflanzen. Dieses erstreckt sich von Laubbäumen, Sträuchern, Wildpflanzen, Obst- und Kulturpflanzen bis hin zu einfachem Gras. In Europa sind es u.a. Linde (Tilia spp.), Eiche (Quercus spp.), Ahorn (Acer spp.). Kulturpflanzen wie Spargel (Asparagus officinalis), Sojabohne (Glycine max), Mais (Zea mays), oder Obstpflanzen wie Apfel (Malus spp.) aber auch Wein (Vitis spp.).
Morphologie (Aussehen)
Die weißen, zylindrisch geformten Eier des Japankäfers sind 1,5 mm lang und 1 mm breit. Sie werden im Juli/August einige cm tief in den Boden abgelegt.
Die Larven erreichen im ausgewachsenen Zustand eine Länge von 25 mm. Zur Überwinterung in selbst gebauten Kokons, dringen die Engerlinge 15-20 cm tief in den Boden ein. Im Frühjahr kommen sie an den Bodengrund (2,5-5cm) zurück. Bis zum Abschluss des Larvenstadiums vergehen in etwa zehn Monate.
Die cremefarbenen Puppen ähneln den erwachsenen Käfer (10 mm). Die Färbung der Puppen nimmt mit der Entwicklung die der adulten Käfer an.
Adulte Käfer sind 8 – 12 mm groß. Weibchen sind im Vergleich zu Männchen größer. Die Färbung des Halsschilds ist auffallend goldgrün-metallisch schimmernd. Die Flügeldecken dagegen sind braun farbig. An beiden Körperseiten, unterhalb der Flügeldecken, sind die fünf charakteristischen weißen Haarbüschel zu finden. Sowie zwei weiße Haarbüschel am letzten Abdominalsegment.
Lebensweise und Entwicklung
Der Japankäfer durchläuft unter günstigen klimatischen Bedingungen einen einjährigen Entwicklungszyklus, der sich in vier Stadien unterteilt: Ei, Larve, Puppe und Imago. Die Dauer des Zyklus kann sich jedoch, insbesondere in kühleren Regionen, auf zwei Jahre erstrecken (FLEMING, 1972).
Die Weibchen sondern ein Sexualpheromon ab, um Männchen anzulocken und sich zu paaren. Nach der Paarung und einem Reifungsfraß legen die Weibchen ihre Eier bevorzugt in feuchte, lehmige Böden, wie Wiesen und Weiden. Die Eier werden einzeln oder in kleinen Gruppen in den oberen 7,5 cm des Bodens abgelegt. Ein Weibchen lebt ca. 30 bis 45 Tage und kann in dieser Zeit insgesamt 40 bis 60 Eier produzieren. Die Larven schlüpfen etwa zwei Wochen nach der Eiablage und ernähren sich zunächst von feinen Wurzeln und organischer Substanz. Nach mehreren Häutungen durchlaufen sie drei Larvenstadien, wobei der Fraß an den Wurzeln bis in den Spätherbst anhält.
Zur Überwinterung wandern die Engerlinge in 15 bis 20 cm tiefere Bodenschichten. Im folgenden Frühjahr, sobald die Bodentemperaturen 10°C überschreiten, steigen die Engerlinge wieder in die oberen Bodenschichten auf und setzen ihren Fraß an den Wurzeln fort. Nach weiteren vier bis sechs Wochen verpuppen sie sich. Die Jungkäfer schlüpfen anschließend zwischen Mitte Mai und Mitte Juli und treten an die Oberfläche und der Lebenszyklus ist abgeschlossen.
Biologische und wirtschaftliche Problematik
Die klimatischen Bedingungen in Europa wirken nicht als limitierende Faktoren auf die Etablierung und Verbreitung des Japankäfer, so dass ein hohes Ausbreitungspotenzial in Europa besteht. Noch sind die Käfer Dank erfolgreicher Mechanischer und Chemischer Gegenmaßnahmen der Pflanzenschutzdienste in Italien und der Schweiz regional eingedämmt. Durch eingerichtete Pufferzonen in Befallsregion konnte eine unkontrollierte Massenverbreitung in Europa bisher unterbunden werden.
Dennoch ist Vorsicht geboten, wie Funde einzelner Individuen nördlich der Alpen in Deutschland beweisen. Den Gegenmaßnahmen und die Alpen als vermeidlich natürliche Barriere stellen keinen 100-prozentigen Schutz gegen die Verbreitung dar. In diesem Fall würde es ausreichen, wenn ein befruchtetes Weibchen durch den Menschen Nördlich der Alpen verbracht wird. Bei einem solchen Szenario gehen Pflanzenschutzdienste allerdings von einem kontrollierbaren Ereignis aus, wenn der neue Nistplatz frühzeitig erkannt und bekämpft wird.
Was den gebietsfremden Japankäfer so gefährlich macht, ist sein enormes Schadpotenzial für den Obst- und Pflanzenbau aber auch für Forst und Hausgärten. Der Käfer hat eine sehr breite und unspezifische Palette an Wirtspflanzen, welche über den gesamten Europäischen Kontinent zu finden sind.
Allein in den USA stehen nachgewiesenermaßen über 300 befallene Wirtspflanzen aus 79 Pflanzenfamilien auf dem Speiseplan des Käfers (POTTER & HELD, 2002).
Befallene Bäumen und Pflanzen weisen ein charakteristisches Schadensmerkmal auf. An ihnen bleiben oft nur die Gerippe der Blätter zurück. Das hat zur Folge, dass Pflanzen in der Regel sehr stark geschwächt sind und absterben können. Aber nicht nur die adulten Käfer stellen ein großes Gefahrenpotential dar. Immense Schäden können auch die Larven auf Wiesen und Rasenflächen anrichten. Im durchlaufen ihres Lebenszyklus fressen die Käferlarven großflächig Graswurzeln und hinterlassen braune Flächen mit abgestorbenen Pflanzen.
Die Verbreitung des Käfers wird primär durch den Menschen vorangetrieben. Dem Japankäfer selbst wird „nur“ eine Distanz von bis zu 24km nachgesagt (SMITH & HADLEY, 1926). Die Käferart ist als Unionsquarantäneschädling in der Durchführungsverordnung (EU) 2019/2072 in Anhang II B gelistet. Dadurch unterliegt der Käfer einer Melde- und Bekämpfungspflicht.