Amerikanischer Nutzholzborkenkäfer
Herkunft und Verbreitungsgebiet
Der Amerikanischer Nutzholzborkenkäfer (abgekürzt mit AMB von der englischen Bezeichnung American Wood Borer) hat seinen Ursprung aus der östlichen Gegend von Nordamerika. Dort tritt die Art von Ontario bis Florida auf. Der Amerikanische Nutzholzborkenkäfer wurde erstmals 1933 in Europa, in Nordwestfrankreich, entdeckt. Weitere Funde folgten 1965 in den Niederlanden und fast gleichzeitig im Schwarzwald, Deutschland (Schedl 1966). Genauere Untersuchungen in Bayern zeigten, dass der Käfer überwiegend Kiefern als Brutbäume bevorzugt, jedoch auch Douglasien und andere Nadelbaumarten befällt. Aufgrund seiner Herkunft ist die Art äußerst kälteresistent. So wurde er bereits im Januar bei der Anlage von Brutsystemen in Bayern beobachtet. In Deutschland verbreitet er sich zunehmend in den südlichen Bundesländern sowie im Nordwesten.
Verbreitungswege
Der exakte Hergang, wie genau der Amerikanische Nutzholzborkenkäfer nach Europa kam ist nicht genau geklärt. In der Nähe des Hafens von Rouen, wo auch der erste Fundort (Forèt de Rouvray) war, wird vermutet, dass der Käfer über den Seeweg nach Europa kam. Die zeitlich versetzten nächsten Fundorte sind ebenfalls alle in Nordwestfrankreich zu verorten. Von dort aus verbreitete sich der amerikanische Nutzholzborkenkäfer in die umliegenden Nachbarländer wie die Niederlande und Deutschland 1965. Mittlerweile hat er sich auch über Finnland, Schweden, Slowenien, Spanien und weitere Länder in der EU verteilt.
Wirtspflanzen
Der amerikanische Nutzholzborkenkäfer ist bei der Auswahl seiner Wirtsbäume kaum spezialisiert. In Europa wurde er primär an Kiefern aber auch Fichte, Douglasie, Tanne sowie der europäischen und japanischen Lärche gefunden. Somit sind die meisten wirtschaftlich genutzten Nadelhölzer betroffen. Durch seine hohe ökologische Anpassungsfähigkeit ist es ihm möglichen in unterschiedlichsten Höhenlagen zwischen NN und der Montanzone zu überleben und sich fortzupflanzen.
Morphologie (Aussehen)
Die Käfer sind ca. 2,7-3,5 mm groß und weisen eine zylindrische längliche Körperform auf. Weibchen sind im Vergleich zu Männchen meist größer. Die Färbung erwachsener Käfer ist dunkelrot bis schwarzbraun. Der Vorderrand des Halsschildes und die Flügeldecken können eine hellere braune Färbung aufweisen. Ein markantes Merkmal ist ein gut erkennbarer Querkiel auf dem Halsschild, den sonst kein heimischer Borkenkäfer besitzt. Die doppelt so lang wie breiten Flügeldecken haben wenig auffallende Punktstreifen und eine kurze, abstehende Behaarung am Ende.
Lebensweise und Entwicklung
Der amerikanische Nutzholzborkenkäfer befällt vor allem frisch gefälltes oder totes Holz und Baumstümpfe. In diese dringt er sowohl durch die Rinde als auch über die Schnittfläche ein. Stehende Bäume besiedelt er hauptsächlich im unteren Bereich bis etwa 2 Meter über dem Boden, wo die Rinde besonders dick ist, während er in liegendem Holz die gesamte Länge besiedelt. Für die Fortpflanzung spielt die Holzfeuchtigkeit eine entscheidende Rolle, da sie über den gesamten Zeitraum vorhanden sein muss.
Die Entwicklung der Larven beginnt im ersten Stadium ab Mitte Mai. Sie benötigen mindestens sechs Wochen bis zur vollständigen Entwicklung, während das Puppenstadium etwa zehn Tage dauert. Die adulten Käfer der ersten Generation (F1) schlüpfen Mitte Juli und schwärmen Ende Juli bis Anfang August. In geeigneten Klimazonen kann sich eine zweite Generation (F2) entwickeln, deren Käfer bis in den September hinein aktiv sind. Diese überwintern anschließend als adulte Käfer im Holz. Das Geschlechterverhältnis der Population liegt bei 1:1.
Bei der Anlage ihrer Brutgänge beginnt das Weibchen mit einem radialen Eingangs-tunnel, der 0,5 bis 3 cm tief ist. Gefolgt von einigen Muttergängen. Ein Drittel dieser Gänge orientiert sich entlang der Jahresringe, während die übrigen diese kreuzen.
Biologische und wirtschaftliche Problematik
Der amerikanische Nutzholzborkenkäfer bevorzugt frisch gefällte Holzstämme, aber auch absterbende, noch stehenden Nadelbäume. Bereits entrindete Stämme mit der notwendigen Holzfeuchtigkeit werden auch befallen. Diese ist eine zwingende Befallsvoraussetzung und dient der erforderlichen Pilzentwicklung, welche zur Aufzucht der Brut fungiert. Durch diese bevorzugte Auswahl kann der amerikanische Nutzholzborkenkäfer als ein typischer Sekundärschädling gesehen werden.
Der amerikanische Nutzholzborkenkäfer ist ein Schädling, der sich bis zu 15cm in das Splintholz von Nadelholzbäumen vorfrisst und tief im inneren Schaden verursacht. Trotz des geringen Durchmessers der Löcher und Seitengänge von etwa 1 mm ist das befallene Holz geschädigt und die Wertigkeit stark gemildert. Durch die beachtliche Tiefe der Gänge die diese Art baut, wird die Qualität und Quantität wertvoller Sortimente reduziert und finanzielle Verluste verursacht. Der eingeschleppte Pilz (Ambrosiozyma monospora) kann zusätzlich Holzverfärbungen verursachen, welches obendrein als ästhetischer Mangel gilt.
Viele Wissenschaftler und Autoren haben davor gewarnt, dass der amerikanische Nutzholzborkenkäfer möglicherweise weitreichendere Schäden verursachen könnte.
Die Art ist seit knapp 100 Jahren in Europa. Bisher wurden allerdings keine abgestorbenen Bäume identifiziert oder gemeldet, deren Ausgangspunkt der Amerikanische Nutzholzborkenkäfer ist. Obwohl Fichten und Kiefern ihre bevorzugten Wirtsbäume sind und diese in den Nutzwäldern Mitteleuropas die am häufigsten vorkommenden Baumarten sind. Beispiele aus der Schweiz und Polen zeigen, dass der Umfang des Befalls wirtschaftlich unbedeutend war. In der Schweiz wurde der amerikanische Nutzholzborkenkäfer erstmals in den 1980er Jahren im nördlichen Teil des Landes gefunden. Über 40 Jahren nach den ersten Funden wurden keine größeren Probleme durch diese Art gemeldet (Sanchez et. al. 2020).