Asiatischer Eschen-Prachtkäfer
Herkunft und Verbreitungsgebiet
Der Asiatische Eschen-Prachtkäfer (oft abgekürzt mit EAB von der englischen Bezeichnung emerald ash borer) ist ursprünglich in Ostasien beheimatet, u.a. China, Korea, Japan, Taiwan, Mongolei und im Fernen Osten Russlands. In verschiedenen anderen Ländern und Regionen wurden Individuen nachgewiesen, z.B. verbreitet in den USA (Osten und Mittlerer Westen), Kanada, in Süd- und Zentral-Russland und der Ukraine. Aktuell (Stand 2024) gibt es in den angegebenen Ländern aktive Vorkommen. In der EU wurde der Eschen-Prachtkäfer bisher noch nicht nachgewiesen.
Verbreitungswege
Als Hauptwege für die mögliche Einschleppung des Eschen-Prachtkäfers werden der Handel mit Holz, die Einfuhr von Vollholz-Verpackungsmaterialien, Hackschnitzeln und lebendem Pflanzenmaterial vermutet. Ein weiterer bedeutender Verschleppungsweg ist der Brennholzimport.
Wirtspflanzen
Das Wirtsspektrum des Eschen-Prachtkäfers erstreckt sich über alle Eschen-Arten (Fraxinus spec.). Als Ersatzwirt dient der Virginische Schneeflockenstrauch (Chionanthus virginicus). Alle europäischen Eschen-Arten wären als Wirtspflanze geeignet.
Morphologie (Aussehen)
Die Eier des Eschen-Prachtkäfers sind etwa 1 mm lang, elliptisch geformt und hellbraun gefärbt.
Die Larven erreichen im ausgewachsenen Zustand eine Länge von 26 – 32 mm. Die Larven sind gelblich-weiß gefärbt und weisen charakteristische trapezförmige Abdominalsegmente sowie eine hinten gegabelte Pronotalfurche auf. Die Vorpuppen sind kürzer und überwintern J-förmig gekrümmt.
Die Puppen sind gelblich-weiß bis hellbraun gefärbt und etwa so lang wie die erwachsenen Käfer (ca. 7,5 – 13 mm). Die Färbung der Puppen wird dunkler, je näher sie dem Schlupfzeitpunkt kommen.
Die Käfer sind 7,5 – 13 mm groß und weisen eine charakteristische längliche Form auf. Weibchen sind im Vergleich zu den Männchen typischerweise größer und haben breitere Körper. Die Färbung erwachsener Käfer ist meist metallisch smaragdgrün, woher auch der englische Name stammt (emerald – Smaragd). Charakteristisch ist die kupferrote Färbung des Hinterleibs, die unter den Elytren (Deckflügeln) sichtbar ist. Die Färbung kann messing-, kupfer- oder rötliche Schattierungen aufweisen. Exemplare, die vollständig kupferrot, vollständig bläulich-grün oder grün mit bläulichen Elytren sind, sind selten.
Lebensweise und Entwicklung
Der Eschen-Prachtkäfer bildet normalerweise eine Generation pro Jahr aus. Ein zweijähriger Lebenszyklus tritt in kälteren Klimazonen, bei geringerer Insektendichte, auf kräftigen oder weniger anfälligen Wirtsbäumen oder bei einer späten Eiablage auf. Erwachsene Tiere schlüpfen im Frühjahr/Frühsommer aus den Wirtsbäumen, ernähren sich von Eschenblättern (obligatorische Reifungsfraß) und paaren sich. Begattete Weibchen legen ihre Eier auf und in Rindenrisse der Wirtsbäume. Innerhalb von zwei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Larven des ersten Stadiums und dringen in die Rinde ein. Sie ernähren sich im Sommer und Herbst von Phloem und Kambialgewebe des Baumes. Sie häuten sich dreimal, bis sie das vierte Stadium erreichen. Dann graben sie sich 1–2 cm tiefer in das äußere Holz oder die dickere Rinde großer Bäume und häuten sich schließlich, um als Vorpuppen zu überwintern. Im folgenden Frühjahr verpuppen sich die Käfer und schlüpfen aus den Bäumen, indem sie Ausgangstunnel durch das äußere Holz und die Rinde fressen. Käfer mit einem zweijährigen Lebenszyklus überwintern am Ende des ersten Jahres als frühere Larvenstadien und im zweiten Jahr als Vorpuppen.
Biologische und wirtschaftliche Problematik
Die klimatischen Bedingungen in Europa wirken nicht als limitierende Faktoren auf die Etablierung und Verbreitung des Eschen-Prachtkäfers, so dass ein hohes Etablierungspotenzial in Europa besteht. Selbst in nordeuropäischen Ländern wie Schweden und Finnland fallen die Temperaturen nicht unter den Unterkühlungspunkt der Insekten. Allerdings wird vermutet, dass die Etablierung dort langsamer verlaufen würde, da die Käfer einen zweijährigen Entwicklungszyklus durchlaufen.
Die Verbreitung des Eschen-Prachtkäfers ist vielmehr vom Vorkommen der Baumart Esche abhängig. Die in Europa heimischen Eschen-Arten Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Blumen-Esche (Fraxinus ornus) und Schmalblättrige Esche (Fraxinus angustifolia) decken mit ihren natürlichen Verbreitungsgebieten das gesamte Gebiet der EU ab, so dass sich der Eschen-Prachtkäfer potenziell im Gebiet der gesamten EU etablieren könnte. Vor allem in Städten, in denen auch weitere Eschen-Arten als Stadt- und Parkbäume gepflanzt werden sowie in den natürlichen, flächenmäßig großen zusammenhängenden Vorkommen der Gemeinen Esche in Auwäldern besteht die Gefahr einer Ausbreitung des Käfers.
Besonders nachteilig ist dabei der häufig geschwächte Vitalitätszustand der Gemeinen Esche, deren Bestände seit Jahren vom Eschen-Triebsterben (Hymenoscyphus fraxineus) dezimiert werden. Die Wechselwirkungen zwischen dem Erreger des Triebsterbens und dem Eschen-Prachtkäfer sind unbekannt und geben Anlass zur Sorge. Die Ausbreitung des Eschentriebsterbens könnte die Widerstandsfähigkeit der Eschenbestände gegenüber einer bevorstehenden Einwanderung durch Eschen-Prachtkäfer untergraben. Das durch den Erreger verursachte Absterben auf Kronenhöhe könnte Symptome eines Insektenbefalls außerdem verschleiern und die visuelle Erkennung von A. planipennis in von der Krankheit betroffenen Gebieten unmöglich machen. Darüber hinaus wurde eine mögliche Resistenz von F. excelsior gegenüber H. fraxineus mit niedrigen Konzentrationen von Metaboliten in Verbindung gebracht. Von diesen ist bekannt, dass sie bei Pflanzen Insekten abschrecken (Iridoidglykoside), was Bedenken aufkommen lässt, dass aufgrund ihrer Resistenz gegen den Pilz ausgewählte Eschen sehr anfällig für einen Befall mit Eschen-Prachtkäfer sein könnten.