Kiefernholznematode
Herkunft und Verbreitungsgebiet
Der Kiefernholznematode (oft abgekürzt mit PWN von der englischen Bezeichnung Pine Wood Nematode) ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet, u.a. USA und Kanada. Meldungen aus Mexiko gelten bisher als nicht gesichert. Vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangte die Art über Holzexporte nach Japan. Von dort aus verbreitete sie sich auf das ostasiatische Festland nach China, Korea und Taiwan. In der EU wurde der Kiefernholznematode 1999 auf dem portugiesischen Festland sowie der Insel Madeira entdeckt. Seit 2008 gibt es zudem immer wieder Befallsmeldungen aus Spanien.
Verbreitungswege
Der Hauptverbreitungsweg des Kiefernholznematoden nach Europa ist stark reglementiert, da der Import der Nadelholzgattungen Abies, Cedrus, Chamaecyparis, Juniperus, Larix, Picea, Pinus, Pseudotsuga und Tsuga aus nichteuropäischen Ländern verboten ist (Anhang VI der Durchführungsverordnung (EU) 2019/2072 der Kommission). Darüber hinaus werden spezielle Anforderungen für den Import von Nadelholz je nach Herkunft und Beschaffenheit des Materials festgelegt. Auch der Import von Hackschnitzeln, Holzspänen, Sägemehl, Hobelspänen, Holzabfällen und -resten aus Nadelholz unterliegt starken Einschränkungen durch die EU. Die genannten Maßnahmen zielen ganz oder teilweise darauf ab, die Risiken und Ausbreitung der Kiefernholznematoden zu begrenzen.
Wirtspflanzen
Das Hauptwirtsspektrum der Kiefernholznematoden umfasst, wie der Name bereits verrät, primär alle Kiefern-Arten (Pinaceae.). Alternative Wirte sind Nadelholzarten der Gattungen Tanne, Fichte, Lärche, Zedern und Douglasien (Abies, Picea, Larix, Cedrus und Pseudotsuga). Somit kommen alle bedeutenden europäischen Nadelholzarten als potenzielle Wirtspflanze in Frage.
Morphologie (Aussehen)
Der Name „Nematode“ (nema = Faden) verweist bereits auf die Form dieser Tiere: Sie sind fadenförmig, rund und länglich. Pflanzenschädigende Nematoden sind winzige, mikroskopisch kleine Organismen, die sich durch schlängeln fortbewegen. Der Kiefernholznematode ist etwa einen Millimeter lang und besitzt an seinem Kopf einen Mundstachel, mit dem er Pflanzenzellen ansticht, um Nahrung aufzunehmen. Der Gattungsname „Bursaphelenchus“ stammt von einem speziellen Hautlappen.
Der sogenannte „Bursa“, am Schwanzende des Männchens, dient zum festhalten des Weibchens während der Paarung.
Lebensweise und Entwicklung
Der Kiefernholznematode hat einen komplexen Lebenszyklus. Die Übertragung auf die Wirtpflanze erfolgt hauptsächlich durch erwachsene Bockkäfer der Gattung Monochamus (=Vektor: Überträger von Krankheitserregern). Diese nehmen die Dauerlarven der Nematoden auf, welche sich in ihren Atmungsorganen und unter den Flügeldecken der Käfer einnisten. Letztere legen ihre Eier in geschwächte oder abgestorbene Bäume ab. Die Nematoden werden während der Eiablage und durch entstandene Fresswunden der Käfer übertragen. Nach der Übertragung verweilen die Nematoden entweder in lebenden Pflanzenzellen oder in den Hyphen von Pilzen, welche am Baum wachsen. Der Kiefernholznematode kann hohe Populationsdichten in der Wirtspflanze entwickeln und hat vier Jugendstadien. Die Larven der Monochamus-Käfer wandern abschließend in das Holz, um ihren Lebenszyklus zu beenden. Wenn die Bäume an Kieferwelke sterben, sind die Nematoden im gesamten Baum verteilt. Unter, für die Nematoden ungünstigen Bedingungen, können sich diese in dispersive Formen umwandeln, um so unter schlechteren Konditionen zu überleben.
Biologische und wirtschaftliche Problematik
Die allgemein ökoklimatischen Bedingungen in Europa bieten der Kiefernholznematoda eine optimale Ausgangsgrundlage und in Folge dessen eine potentielle starke Verbreitung. Die Kiefernematode hat somit ein hohes Etablierungspotenzial in Europa. Ein entscheidender Aspekt in der Auswirkung des Befalls durch den Kiefernholznematoda ist die Durchschnittstemperatur in den Monaten Juli und August. In Südeuropäischen Ländern wie Portugal, Spanien, Südfrankreich, Italien und Slowenien liegt diese zur Sommerzeit im Schnitt über 20°C. Das bedeutet ein höheres Risiko für den Ausbruch der Kiefernwelke und dem damit verbundene Absterben der betroffenen Bäume. In Ländern mit einer Durchschnittstemperatur unter 20°C ist davon nicht auszugehen.
Die Verbreitung der Kiefernematode erfolgt auf natürliche und anthropogene Weise. Grundvoraussetzung dafür ist ein ausreichendes Vorkommen an Nadelholzarten. Diese kommen mit ihren natürlichen Verbreitungsgebieten in der gesamten EU vor. Weshalb der Kiefernholznematode potenziell in der gesamten EU Fuß fassen kann.
Die Natürliche Verbreitung in der EU erfolgt durch den einzigen nachgewiesenen Vektor (M. galloprovincialis). Dieser bevorzugt insbesondere P. pinaster, P. sylvestris und P. nigra. Gelegentlich befällt er auch Picea-Arten (Brelih et al., 2006). Der Kiefernematode wurde in Europa bisher nur bei P. pinaster und P. nigra festgestellt. Beim Auftreten der Welkekrankheit sollten sich Untersuchungen auf die Kiefernarten konzentrieren, die am wahrscheinlichsten Symptome zeigen (P. pinaster, P. nigra, P. radiata und P. sylvestris). Entscheidend ist, welche Monochamus-Arten im entsprechenden Untersuchungsgebiet vorkommen und welches Wirtsspektrum jene Vektoren unter den ökoklimatischen Bedingungen präferieren.
Die Menschliche Verbreitung erfolgt u.a. über den globalen Transfer von Holzverpackungsmaterial. Dieses wird durch die internationalen Standards für pflanzengesundheitliche Maßnahmen (ISPM) Nr. 15 und Art. 43 der Verordnung (EU) 2016/2031 (spezifische Einfuhrbedingungen für die Einbringung von WPM in das Gebiet der Union) geregelt. Bei Einhaltung dieser Standards, ist das Risiko der Einschleppung der Kiefernholznematoda in neue Gebiete nahezu ausgeschlossen. Stichproben zeigen jedoch, dass in der Praxis immer noch Risiken mit Holzverpackungsmaterial verbunden sind. In den seltenen Fällen, in denen sowohl der Kiefernholznematoda als auch seine Vektoren in importiertem, unbehandeltem Holzverpackungsmaterial vorhanden sind, kann es zu einer Übertragung auf eine geeignete Wirtspflanze kommen. Ziel sollte die gezielte Überwachung und Analyse an den jeweiligen Holzverarbeitungsunternehmen vor Ort sein.